Kapitel 7

Übung macht den Meister - Beispielprojekt Farb-IR

 

So, der Plan ist ein schickes Bild für die Webpräsentation zu bearbeiten. Zeit die Ärmel hochzukrempeln, der Küchenchef steht bereit und sagt uns was wir für Zutaten brauchen:

Adobe Photoshop cs (bei mir englisch)
NeatImage Pro v4.4
Grafiktablett (besser mit)
Das Ausgangsbild

Die ersten beiden Zutaten müssen Sie leider selbst kaufen, das Bild liefere ich:

Das Original dazu können Sie, wenn Sie Lust haben hier downloaden. 1.8Mb.

Über die Qualität des Augangsbildes werden Sie vermutlich schockiert sein - tja, damit musste ich eine ganze Weile leben ;-)
Wenn Sie Lust haben können Sie mit CTRL-L (AutoLevels) mal nachsehen wie voll ausgefahrene Kanäle aussehen würden - wir machen die genaue Korrektur natürlich von Hand.
Der erste Schritt ist nun der Channel Mixer (Kanalmixer). Wir wollen den Inhalt des Blaukanals mit dem des Rotkanals vertauschen - der sagenumwobene Kanaltausch. Sinn der Aktion ist lediglich den eher an den Mars erinnernden Himmel in eine den Menschen auf der Erde vertrautere Farbe zu bringen. Auf diesem Weg wird alles, das Rot ist Blau. Und zwar umgekehrt, aber die Blauanteile sind eh sehr gering. Das ist der wichtigste Grund für einen ausgefeilten Weissabgleich - je näher Sie an einer einfach tauschbaren Grundfarbe liegen, desto leichter wird die Nachbearbeitung.
Da ich recht oft die Kanäle meiner IRs tausche habe ich mir zu diesem Zweck eine Aktion dafür aufgenommen und auf F11 gelegt. Einmal müssen wir aber durch die Prozedur durch, also öffnen Sie den Kanalmixer und ziehen Sie im Rotkanal Rot auf 0 und Blau auf 100, dann im Blaukanal Rot auf 100 und Blau auf 0.


Das hat nicht besonders weh getan, das Ergebnis sieht jetzt so aus:

Eine Besonderheit meiner kleinen Sony ist, dass sie mir lustige grüne und rote Farbverfälschungen ins Bild legt. Schätzungsweise ein Problem durch die Beschichtung der Optik hervorgerufen - egal wie, das muss weg.
Nächster Arbeitsschritt -> Farbraumwechsel, um die Farbflecken zu tilgen müssen wir in den LAB-Modus umstellen.
Wenn Sie jetzt in die Channels (Kanäle) klicken sehen Sie dass ein LAB-Bild aus den Kanälen Lightness (Helligkeit), a und b besteht.
Falls Sie das Channels-Fenster nicht auf der Arbeitsfläche haben sollten, im Menü Window (Fenster) können Sie sie aktivieren.
Wählen Sie den Kanal a, Menü Edit, Fill (Füllen) (oder Shift+F5), die gewählte Farbe soll Schwarz sein und auf OK.
Wenn Sie jetzt wieder in den Kanälen auf Lab klicken sieht das Bild nun so aus:

So, das ist eine vernünftige Ausgangsbasis für die spätere Farbkorrektur. Wechseln Sie nun wieder in den RGB-Modus, aber 16-bit statt 8.
Erstmal müssen wir dem starken Rauschen an den Kragen.
Wer kein NeatImage hat kann derweil mit der eigenen Methode sein Glück beim Entrauschen versuchen, ich nehme mir jetzt die Farbkanäle einzeln vor.
Zuerst machen wir eine Kopie unseres Bildes in eine neue Ebene, das geht am Schnellsten mit CTRL-J. Auf diesem Layer 1 wird nun in den Kanälen geneatet.
Erst der Rotkanal, ehemals der Blaue, der schon recht stark besonders im Himmel rauscht. Wichtig ist, dass der Farbraum in Neat auf YCrCb JPEG steht. Auto profile sucht sich eine gute Stelle im Himmel, damit bin ich zufrieden.Auf der zweiten Seite, den Noise Filter Settings habe ich die Noise Reduction in Y auf 50% - es muss nicht zu stark sein. Die 4 Häkchen Very low freq, Smooth edges, High quality und High resolution sind an. Das können Sie so auf die Reise schicken.
Den Grünkanal lasse ich in Ruhe, der ist gut, der Blaukanal bekommt dieselbe Behandlung die der rote.
Bei der Kontrolle des fertigen Bildes gefällt mir der Bereich im Himmel neben dem grossen Ast weit links noch nicht. Also nochmal Rotkanal an und ins Neat-Plug, diesmal direkt neben den Ast selbst ein Quadrat aufziehen auf maximale Grösse und dann Auto profile klicken. Das so mit den alten Einstellungen rechnen lassen und fertig.
Jetzt haben wir ein Bild das schon sehr rauschgemildert ist, nur leider sind nun alle feinen Details im Baum und Gras "zermatscht". Das ist das zweischneidige Schwert des Entrauschens, deshalb haben wir das auf der Kopie des Originals gemacht - was wir nun tun müssen ist wegradieren was uns zu matschig ist. Besitzer eines Tabletts werden hier sehr schnell durch sein, mit der Maus ist es etwas mühsamer.

So sieht meine schnell hingemalte Maske aus, wichtig ist mir eben dass alles an Detail, auch wenns ein bisschen rauschig ist, erhalten bleibt, der Himmel aber ruhiger ist.Diesen Zwischenstand kann man nun abspeichern. Ich rechne die Layer zu einem zusammen - Menü Layer(Ebene?), Flatten Image(vorletztes von unten) und jetzt haben wir wieder ein ganzes Bild.
Nun zur Farbkorrektur. CTRL-Y um ihr Soft-Proof Profil zu aktivieren, falls Sie nicht kalibriert arbeiten (tststs) machens Sies trotzdem und wählen im Menü View(Ansicht) Proof Setup - klappen das Auswahlmenü auf und stellen wenigstens Windows RGB ein ;-)
Ich mache die Korrektur immer mit adjustment layern (Einstellebene?), also Menü Layer, New Adjustment Layer -> Levels.
Meine Werte: 29, 1,11, 180.
Nächster adjustment layer -> Hue/Saturation (Farbton/Sättigung?), dort grobmotorisch die Sättigung einfach um 25 hochziehen.
Nächster adjustment layer -> Curves (Tonkurven?). 3 Punkte, Punkt 1 in17 und out3, Punkt 2 in83 und out77 und Punkt 3 in228 und out237.
So sieht das bis hier nun aus:

Das gefällt mir schon ganz gut, die Wolke oben ist halt nun ziemlich im Eimer, die schreit eigentlich danach weggemacht zu werden. Um sie zu behalten müssten wir sie wieder restaurieren - wir machen jetzt mal so weiter.
Mit der Grundkorrektur also zufrieden machen wir uns ans verkleinern und schärfen.Die anvisierte Endgrösse wird 434x650px.
Speichern an dieser Stelle ist eine gute Idee.
Die erste Skalierung mache ich um die Hälfte, also hier 1131px vertikal.
Dann schärfen, Menü Filter, Sharpen(Schärfen), Unsharp Mask(Unscharf maskieren), Werte: 118, 0.9, 1.
Nächste Skalierung, auf 650px vertikal.
Nochmal USM, 47, 0.5, 1.

Die Bildkontrolle lässt mich jetzt noch an ein paar Stellen die Brauen zusammenziehen. Die Farbe im Baum ist mir zu grünlastig, also gut dass wir adjustment layer haben, in den Hue/Saturation layer gegangen und in den Yellows(Gelb) den Hue(Farbton) auf -5 setzen. So, das sieht besser aus.
Der Himmel, der Himmel ... so richtig mag der mir nicht gefallen - ich lasse den aber jetzt mal, da hätte ich von Anfang an eine ganz andere Strategie fahren müssen. Live-Tutorial nennt man sowas ;-) So schlecht ist die Bearbeitung aber nicht, noch schnell das Wölkchen weggemacht, nochmal das Rauschen im Himmel, das durch die Farbkorrektur wieder so stark rausgekommen ist im Neat greifen und drüberbügeln, das berührt das Restbild auch nicht und das wars:

Dass da noch einiges geht ist klar - ich habe das Bild jetzt mal schnell live runterbearbeitet.
Eine andere, alte Version habe ich noch auf der Platte gefunden, darüber können Sie ja jetzt nach dem Tutorial ein wenig grübeln:


An dieser Stelle ein Aufruf nach Feedback - folgender Deal: Sie bearbeiten das Bild einmal komplett mit eigenen Werten und ihrem Stil, verinnerlichen dabei das gelernte noch (*gg) und schicken mir das resultierende Bild an lx@imagone.de. Ich mache dann hier eine eigene Seite mit den zahlreichen (!) Bildern der geschätzten Leser auf - klingt doch fair, oder? ;-)

Im nächsten Kapitel bespreche ich den chirurgischen Eingriff zur Entfernung des Sperrfilters.