Kapitel 5

Real IR - Das digitale Arbeitsbeispiel

Rein ins Vergnügen endlich ein Bild "präsentationsreif" zu machen.

Ein paar Worte zu den Werkzeugen:
Ich benutze einen XP-PC oder einen Mac zur Fotonachbearbeitung,
beide mit auf 6500 Kelvin kalibrierten Displays (Gretag Macbeth EyeOne),

redundanter Plattenplatz von momentan 1TB ist für die Archivierung reserviert,
gescannt wird mit einem Nikon Coolscan LS-4000.
Ohne Tablett geht bei mir gar nichts, für Fotosachen reicht mir aber ein Wacom Intuous II A5.
Software:
Adobe Photoshop cs, das löst auch gleich die Frage nach dem raw-converter,
NeatImage natürlich, unentbehrlich bei dem Digigerausche,
ACDSee zum durchblättern der fertigen jpegs,
mehr braucht es für mich nicht.

Das obige Bild ist aus dem Valley Of Fire Nationalpark in Nevada, aufgenommen in der grössten Mittagshitze mit meiner umgebauten Sony S85. Der Filter war schon allein aufgrund der extremen Lichtverhältnisse ein Heliopan RG1000, das stellt sicher daß die Ausgabekontraste am Ende meinem Wunsch nach schön hart werden. Die Aufnahmedaten: 1/80sec., Blende 2.2, ISO100. Davor war noch ein 0.75x Weitwinkelconverter.

Der dauernd nötige Blick aufs Histogramm

zeigt, dass die Tonwertverteilung akzeptabel ist wenngleich ich gerne noch ein bisschen langsamer belichten hätte dürfen. In der Wüste aber überhaupt ein Display abzulesen ist nahezu unmöglich, also bin ich froh wie es ist.

Als erstes wechsle ich den Farbraum um ein wenig mehr Luft zu haben, mit der kleinen Sony kann man ja leider nur 8-bit Bilder speichern. Ob 16bit oder LAB-Modus wäre hier beim monochromen Bild egal, ich schätze aber die Arbeitsweise auf dem Helligkeitskanal im LAB-Modus, also ist es dieser.
Um reproduzierbare Kontrolle über meine Einstellungen zu haben nutze ich die Einstellebenen, die erste ist immer Levels (deutsch?).

In den Schwärzen darf ruhig ein bisschen gestaucht werden, es betrifft hier nur den Himmel und es geht noch nichts dabei kaputt.
Bei den Highlights bin ich immer etwas vorsichtiger, sie sind gerade so gezogen dass noch nichts ausfrisst.Am Balanceregler habe ich die Gewichtung dann wieder mehr auf die dunklen Bereiche gelegt - ich möchte ja ein hartes Bild.

Schritt 2 ist bei mir immer die Einstellebene Curves (deutsch?).

Der Vorteil an der Arbeit in den Curves ist dass sie nondestruktiv sind, das heisst hier kann ich mir keine Tonwertstauchungen einfangen im Gegensatz zu den Levels. Wenn wie hier ein gut belichtetes Bild vorliegt genügt eine sanfte S-Kurve um die Tonwerte auf den gewünschten Look zu bekommen. Die Schwärzen sind auch hier ein bisschen mehr angezogen als die hellen Bereiche.

Eigentlich wäre das Bild so zufriedenstellend, damit ich hier aber noch mehr unterbringe male ich mir noch eine Maske in eine schwarze Ebene die ich mit dem Overlay-Transfermodus noch auf das Bild gelegt habe.

Damit "wedle" ich quasi gezielt ab, die Bereiche in Richtung der Blickführung auf den Berg bleiben heller als die Umgebung.

Das Ergebnis ist ein schönes Bild aus einer anderen Welt.

Weitere Arbeitsschritte wie entrauschen, skalieren und schärfen für die Präsentation eines Bildes im web spare ich mir an dieser Stelle, von diesem Ergebnisstand aus kann man alle weiteren Ausgabeformate nach Bedarf bedienen - als erstes und vor allem den Drucker ;-)

Zusammenfassung:

Die Arbeit mit "echten" Infrarot-Fotografien gestaltet sich nach Überwindung einiger kleiner Hürden und dem Verständnis für die Technik als kinderleicht. Der grosse Respekt vor Infrarotfotografie, sei es analog oder digital schafft nur Distanz und ist weitgehend unberechtigt.
Bei analogen IRs bin ich sehr faul geworden seit ich rausgefunden habe dass mein lokaler Entwicklungsservice die Negative hervorragend für mich entwickeln kann -

Der Arbeitsaufwand nach dem Scannen beträgt keine fünf Minuten um vom Original zum gewünschten Endbild zu kommen.
Also keine Scheu - echte IR-Fotografie ist letztlich auch nicht mehr als Schwarzweiss-Fotografie und auch in der Nachbearbeitung mit den wenigsten Schritten zu meistern - ganz im Gegensatz zur Farb-Infrarotfotografie an die wir uns als nächstes heranwagen ;-)