Makrofotografie ist laut DIN Norm 19040 die Abbildung von Motiven in Masstäben von 1:10 bis 10:1.
Diese etwas praxisferne Einteilung umreisst also grob das Betätigungsfeld des interessierten Fotografen,
ernst wird es allerdings erst ab einem Abbildungsmasstab von 1:2.

Der "magische" Massstab 1:1 bezeichnet die Abbildung des Motives in seiner echten Grösse auf der Fläche des Bildaufnehmers,
also der Filmebene oder des CCDs. Bis 1:1 werden also alle Motive verkleinert wiedergegeben, alles darüberhinaus vergrössert die Abbildung.

Heute gibt es eine angenehm grosse Anzahl an bezahlbaren 1:1-Optiken da die Dritthersteller (Sigma, Tamron) mittlerweile auf höchstem Qualitätsniveau mitspielen. Bei der Auswahl der richtigen Optik muss man verschiedene Parameter beachten, nebenbei wirft die Industrie einem auch einige kleine Stolpersteine in den Weg.

Neben den Bauartunterschieden (IF, APO, ZOOM, Flatfield) spielt die zu wählende Brennweite eine grosse Rolle.Die grösste Anfangsblende der Optiken spielt hauptsächlich für die Helligkeit des Sucherbildes eine Rolle, erfreulicherweise haben sich mittlerweile f2.8 oder f3.5 im Markt eingesättigt. f4.0 oder f4.5 sind schon an der Grenze.

Die gebräuchlichsten Brennweiten sind 50mm, 85/90mm, 105mm und 180mm. Die 200mm Makros scheinen langsam auszusterben, Sigma leitet mit dem Nachfolger der 180EX in 150mm eine Wende ein. Nur Nikon bietet momentan ein Zoom-Makro bis 1:1,32 an, das 70-180mm/f4.5 -5.6D.

Die langen Brennweiten sind u.a. deswegen so beliebt weil sie dem Fotografen einen angenehmen Abstand zum Objekt ermöglichen - Fluchtdistanz.
Jedoch gibt es auch eine Schattenseite - die höhere Verwackelungsgefahr bei der Arbeit aus der Hand. Selbst auf dem Stativ muss man aufpassen, vor allem die Besitzer von Kameras ohne Spiegelvorauslösung oder Lockup (300D (ohne Hack), D70, S2, S3, F80 usw.).
Hier gilt es sich die Objekte gut anzusehen und seine Bildgestaltung daran anzupassen.

Wie findet man nun die richtige Optik? Man kann es so machen wie ich und einfach eine nach der anderen kaufen und es so lernen oder sich vorher genau durchrechnen was man ungefähr braucht. Das klingt gut, schont es doch offensichtlich den Geldbeutel, nur gibt es leider nicht die eine universal beste Optik - die eigene Erfahrung kann man duch noch so viel Lesen nicht ersetzen.

Der Arbeitsabstand. Wie nah muss ich an ein Objekt herangehen wenn ich es 1:1 abbilden möchte?
Man kann also loslaufen und die technischen Daten der Objekte studieren - um zu staunen wie weit es der technische Fortschritt geschafft hat:

Bei Sigma heisst der Wert "Nahgrenze", für das EX 50mm f2.8 DG werden hier erstaunliche 189mm angegeben!
Das EX 180 f3.5 Makro HSM bietet gar eine Nahgrenze von 460mm.
Nikons Macro Nikkor AF 105mm f2.8D kann "fokussieren bis ca. 310mm".

Das sind alles äusserst respektable Werte, vor dem geistigen Auge lässt sich ja so nahezu jede Situation mit fluchtgefährdeten Objekten locker lösen!
Leider verbirgt sich hinter diesem Wert eine äusserst arglistige Täuschung deren Urspung ich nicht nachvollziehen kann.
Nirgendwo wird näher beschrieben, von wo ab die Naheinstellgrenze gemessen wird. Der unbedarfte Knipser (ich) denkt sich "Ui, ich habe also einen Abstand von 46cm (die Hände wohlwollend auseinanderhaltend) zum Objekt, toll" während der erfahrene Fotograf weiss, dass die Naheinstellgrenze immer von der bildabnehmenden Ebene, also der Filmebene oder der CCD-Oberfläche aus gemessen wird.

Da ich als praxisorientierter Mensch gerne lesen möchte was ich wirklich bekomme und nicht erst anhand mühsam zusammengeklaubter Daten die richtigen Werte errechnen will fühle ich mich hier etwas veräppelt. Wenn es denn so wäre dass die Hersteller auch angeben würden wie lang die Optik exakt ist (natürlich inklusive der Gegenlichtblenden) wäre das nicht ganz so schlimm. Da dem aber leider nicht so ist sind diese Angaben der Hersteller wertlos und irreführend.

Die nackte Wahrheit:

Das Sigma EX 50mm f2.8 DG Makro ist angegeben mit 64mm Baulänge. Bei 1:1 fährt der Tubus heraus und verlängert die Optik auf 100mm. Setzt man die mitgelieferte Gegenlichtblende auf ist die Gesamtlänge schon 125mm... Wenn man jetzt von Ende der Blende ab zum Objekt misst traut man seinen Augen kaum - es bleiben magere 16mm.

Der Wert tut weh - von erhofften 189mm auf 16mm ... wenn man nicht alles selbst nachmisst.
Beim Nikon Micro Nikkor AF 105 f2.8D sind es statt 310mm nur 134mm.
Das Sigma EX 180 f3.5 Makro HSM bietet 145mm statt 460mm.

Das finde ich sehr schade - gerade bei den Makro-Optiken ist der tatsächliche Arbeitsabstand so wichtig!
Dieses Versteckspiel der Werte kann ich nicht verstehen. Heisst also - Augen auf beim Optik-Kauf und immer das Zeug in die Hand nehmen und testen bevor man überrascht wird.